Bundesweite russische Gemeinde traf sich in Gießen
Gießen (srs). Ein Familientreffen der bundesweiten russischsprachigen Gemeinde erlebten am Samstag die Gießener Hessenhallen. Rund 2500 Besucher kamen zur Verbrauchermesse "Dioe großen Seidentraße", die zugleich als "Zentralasien-Kulturfestival" firmierte.
Gießener Allgemeine Zeitung, Artikel vom 13.09.2010
Die Gießener Hessenhallen waren am Samstag fest in russischer Hand: Vor einem kirgisischen Jurte tanzten die achtjährigen Zwillinge Marina (l.) und Sabina. (Foto: srs)
Familie Feil isst zu Abend. Sergej und seine Eltern löffeln roten Lachskaviar aus einer Dose und beißen in Weißbrotscheiben. Immer wieder kippen sie einen Schluck Wodka herunter, während russische Schlager den Platz vor den Hessenhallen beschallen - ohne Ausnahme in treibendem Zweivierteltakt. Die Familie ist aus der Nähe von Mannheim nach Gießen gereist. »Wir leben heute unsere Nostalgie aus«, erläutert Sergej Feil, der aus Kasachstan stammt. Unter dem Titel »Die große Seidenstraße« firmiert am Samstag in den Hessenhallen eine Verbrauchermesse. Für die meisten der rund 2500 Besucher jedoch ist es, wie Sergej erklärt, ein »Familientreffen der bundesweiten russischsprachigen Gemeinde«.
Zum dritten Mal kommen deutsche Aussiedler aus Tadschikistan zu einem Landestreffen zusammen. Am 12. September steht die Hessenhalle in Gießen im Zeichen des „Zentralasien-Open-Air-Festivals“.
Nürnberg, im August 2009 – „Asien-Flair unter freiem Himmel“ versprechen die Veranstalter zum Landestreffen der Deutschen aus Tadschikistan am 12. September. An gleichem Ort – in der Hessenhalle von Gießen – hatte vor einem Jahr bereits ein Treffen stattgefunden und war auf große Resonanz gestoßen.
Rauschende Wasserfälle und süßer Vogelgesang Tadschiken aus der ganzen Welt treffen sich am Wochenende in Gießen am 13 September 2008 in Giessen "Hessenhalle", Germany
Als der Bürgerkrieg Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in seiner Heimat ausbrach, gelang es ihm, Tadschikistan zu verlassen. Seine Kinder erhielten damals keine Genehmigung, sie kamen erst später nach Deutschland. Der in Duschanbe geborene Georg Dell ist ein Deutschstämmiger, der seit 1990 in Deutschland lebt. Er hat in Tadschikistan mit einer Pop-Band angefangen, arbeitete fleißig an seiner Karriere und leitet zurzeit ein eigenes Event-Unternehmen in Nürnberg.
Hessener Allgenmeine, Mittwoch, 17. September 2008
»Ob mein Fußballtrainer hier ist – oder meine Deutschlehrerin?« Wiedersehenstränen und Umarmungen: Ehemaligen Tadschiken aus nah und fern trafen sich beim »Mittelasien-Open-Air-Festival« an und in den Hessenhallen
Gießen (khn). Es sind bewegende Szenen vor und in der Gießener Hessenhalle: Männer und Frauen nehmen einander weinend in den Arm, es wird laut gelacht und auf Tadschikisch und Russisch durcheinander geredet. Und immer wieder Umarmungen und strahlende Gesichter. Zum ersten Mal trafen sich deutschstämmige Tadschiken, die heute in nah und fern leben, beim sogenannten Mittelasien-Open-Air-Festival. »Es geht darum, unsere Gemeinde wieder zusammenzubringen«, sagte Organisator Georg Dell.
Imomudin Sattorov, Botschafter Tadschikistans in Deutschland war nach Gießen gekommen, um möglicherweise alte Bekannte zu treffen (hier im Gespräch mit einer Landsfrau). (Foto: khn)
1979 lebten noch rund 40000 Deutschstämmige in Tadschikistan. Nach dem Ende der Sowjet-union, der Unabhängigkeit des Landes und einem Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1997 verließen viele Familien das Land. Heute leben nur noch 1500 von ihnen in der zentralasiatischen Republik, die unter anderem an China und Afghanistan grenzt. In Gießen treffe man sich, weil die Stadt in der Mitte Europas liegt, » und wir Tadschiken sind über den ganzen Kontinent verteilt«, sagte Dell.